2017-01-20 16:32:00 CET
Der Deutsche Volleyball Verband hat endlich zwei Trainer für die deutschen Beach-Volleyballerinnen in Hamburg, aber auch nur zwei Teams, die unter ihnen trainieren
Vor Kurzem war er noch als der Freund von Olympiasiegerin Laura Ludwig im Film „Der Weg zu Gold zu sehen“, in Zukunft wird man Imornefe "Morph" Bowes häufiger in Deutschland zu Gesicht bekommen: Der 40-jährige gebürtige Glasgower soll der neue Head Coach der deutschen Beach-Volleyballerinnen werden.
Nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro kündigte der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) ein neues, zentralisiertes Stützpunktsystem an. Vier Männer und vier Frauenteams wollte man zusammenziehen, die mit jeweils zwei Trainern in Hamburg arbeiten. Seit dem 9. Januar trainiert Bowes die deutschen Damen in der Hansestadt, den Vertrag mit dem deutschen Verband hat er aber noch nicht unterschrieben. An seiner Seite arbeitet Tilo Backhaus (30) als Assistenztrainer, der von 2013 bis zur vergangenen Saison Katrin Holtwick und Ilka Semmler betreute, die zum Jahresende ihre aktive Karriere beendeten.
Bowes, der von 2012 bis 2016 Head Coach der niederländischen Beach Volleyballerinnen war, ist das zentralisierte System bereits gewohnt. Im Gegensatz zu Deutschland, wo jedes Team sich individuell selbst organisierte, trainieren in den Niederlanden schon seit 2009 alle vom Verband geförderten Teams in Den Haag zusammen.
Ludwig und Walkenhorst von der Zentralisierung nicht betroffen
„Wir arbeiten jetzt seit 14 Tagen zusammen, ich finde, er ist echt ein guter Mann“, sagt Backhaus. „Super Trainer“, schreiben auch Julia Großner und Nadja Glenzke auf ihrer Facebookseite. Großner, die gemeinsam mit Kira Walkenhorst beim Fort Lauderdale Major antreten wird, wechselte mit Glenzke zum Jahresbeginn aus Berlin an den Hamburger Stützpunkt, genau wie das Duo Victoria Bieneck (ebenfalls Berlin) und Isabel Schneider (Leverkusen).
Bowes Freundin Ludwig, mit der er nach den Olympischen Spielen zusammenzog, trainiert in der selben Halle. Die Olympiasiegerin hat aber mit Partnerin Kira Walkenhorst eine Sonderrolle beim Verband. Als sogenannte „autonome Insellösung“ arbeiten sie weiter mit ihrem bestehenden Trainerteam um Jürgen Wagner und Helke Classen. „Ich bin froh, dass wir von der Umstrukturierung des Verbandes nicht betroffen sind, gerade wenn ich sehe, wie wenig die anderen Teams wissen und planen können“, sagte Walkenhorst im Dezember.
Noch keine Lösung für Borger/Kuzuch und Laboureur/Sude
Auch Chantal Labourer/Julia Sude (Friedrichshafen) und Karla Borger/Margareta Kozuch (Stuttgart) fehlen im System. Sie sind vorerst nicht nach Hamburg gekommen. Am 7. Februar startet die FIVB World Tour mit dem Fort Lauderdale Major, Laboureur/Sude begeben sich Dienstag auf den Weg dorthin, Borger/Kozuch trainieren aktuell auf Teneriffa. Sie organisierten sich einmal mehr selbst, da die Entscheidung für die neuen Trainer einfach zu spät fiel.
Ob ihnen eine ähnliche autonome Lösung gewährt wird, wie Ludwig/Walkenhorst, steht noch aus. „Dies hängt einzig von der Qualität der Insellösung ab“, sagt DVV-Vizepräsident Andreas Künkler. „Falls eine Team, ein Umfeld mit einer Qualität wie bei Kira und Laura sicherstellen kann, gilt der Gleichbehandlungsgrundsatz. Laura und Kira sind ein absolutes Ausnahmeteam, und wir wären schlecht beraten gewesen, wenn wir dieses perfekt funktionierende Konstrukt nicht fortgeführt hätten. Die beiden Teams Laboureur/Sude und Borger/Kozuch starten außerdem unter völlig verschiedenen Voraussetzungen.“
Die vier Männerteams reisen zur Vorbereitung nach Fuerteventura
Momentan trainieren Backhaus und Bowes also mit zwei Frauenduos, während Männer-Bundestrainer Martin Olejnak, der noch keinen Assistenztrainer hat, mit den vier Männerteams um Markus Böckermann/Lars Flüggen, Tim Holler/Clemens Wickler, Armin Dollinger/Jonathan Erdmann und Nils Ehlers/Max Betzien am Montag ins Trainingslager nach Fuerteventura fliegt. Unterstützt wird der Slowake dort von Eric Koreng und Hamburgs Stützpunktleiter Bernd Schlesinger, der sich aber durchaus vorstellen kann, dass diese Lösung auch weiter fortbesteht.
Außerdem hofft er, dass die beiden fehlenden Frauenteams noch nachkommen. „Bei den Herren gab es ja auch Vorbehalte, der Zeitraum war einfach zu kurz, um die Athleten von dem bisherigen System zu überzeugen“, glaubt Schlesinger und ergänzt: „Der DVV zeichnet sich auch nicht unbedingt durch eine gute Kommunikation aus." Sollte es bei der Konstellation bleiben, wolle man zwei Nachwuchsteams in den Kader aufnehmen. „Wir müssen jetzt nicht auf Teufel komm‘ raus eine Lösung finden“, sagt Schlesinger. Bleibt die Frage, wie sinnvoll eine Zentralisierung ist, bei der drei der besten deutschen Damenteams fehlen.